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21.6.2021
Zentralbanken
Leitet die Fed einen Wechsel in der Zinspolitik ein?

Was ist passiert?

Wir haben vor einiger Zeit unsere Erwartung auf steigende Inflationsraten in dem Artikel "Inflation oder Deflation - in welcher Zeit befinden wir uns?" grob umrissen. In der Folge stieg die US-Inflationsrate auf aktuell bis 5% an:

Quelle: Bloomberg

Ähnliches dürfte, wenn auch in abgeschwächter Form, in Deutschland zu erwarten sein. Die Bundesbank hält in den „Perspektiven der deutschen Wirtschaft für die Jahre 2021 bis 2023“ eine Inflationsrate von bis zu 4% zum Jahresende für möglich.

Die FED hatte die steigenden Inflationsraten zwar wahrgenommen, aber diese bisher nur als vorübergehend („transitory“) bezeichnet. Nun hat die amerikanische Zentralbank aber in ihrer letztwöchigen Sitzung, am 16.06.2021, kommuniziert, dass sie – früher als von Marktteilnehmern bisher erwartet – mit zwei kleinen Zinsanhebungen im Jahr 2023 rechnet. In der „Summary of Economic Projections“ stieg Median der erwarteten Federal Funds Rate von 0,1% auf 0,6% für das Jahr 2023 an.

Die Veröffentlichung hat den Markt enttäuscht. Dieser ist vor allem seit Ende 2019 die Liquiditätsspritzen der Notenbank gewohnt und hatte keine Anzeichen gesehen, dass sich dies auf absehbare Zeit ändert. Deshalb wurde die jüngste Mitteilung der FED von einigen Marktteilnehmern als Umkehr in der bisherigen Notenbankpolitik, hin zu einem Tightening (also einer Verschärfung der Refinanzierungsbedingungen), gewertet.

WIe sind die Auswirkungen für die Assetmärkte?

So weit die Fakten. Wie haben die drei Assetklassen, die wir im Blickfeld haben, reagiert und was kann das das für die Zukunft heißen?

Die Aktienmärkte (Equities) haben unmittelbar auf die Ankündigungen mit einem leichten Rücksetzer reagiert. Ein Teil der Kursverluste ist aber mittlerweile (Montag, 21.06.) wieder aufgeholt. Trotz der aktuellen Kursgewinne ist allerdings Vorsicht geboten. Aktienmärkte sehen nach vielen Bewertungskriterien überbewertet aus und haben vom „billigen Geld“ sowie den Niedrig- und Negativzinsen in ganz besonderem Maße profitiert. Der Ausblick auf steigende Zinsen könnte ein Problem darstellen. Auch die Intermarkets, auf die wir uns spezialisiert haben, zeigen an, dass die Zukunft Aktienmärkte nicht unbedingt rosig aussieht.

Die Rohstoffmärkte (Commidities), die seit dem Coronacrash im März letzten Jahres eine starke Performance gezeigt haben, zeigten im Anschluss der Notenbanksitzung Schwäche. Hier scheint uns die nächsten Wochen eine Konsolidierung zu erwarten. Unser Hedgingsystem auf Basis von Intermarketanalysen zeigt seit einigen Wochen einen Rücksetzer an. Darüber hinaus ist ein weiteres kurzfristiges starkes Anziehen der Inflation, welches sich signifikant auf Commoditypreise auswirkt, laut unseren Indikatoren derzeit wenig wahrscheinlich. Längerfristig sollte die Inflation jedoch zu steigenden Commoditypreisen führen. Abschließend noch ein kleiner Hinweis zu Gold und Silber: Hier wirken andere Mechanismen als für die übrigen Rohstoffmärkte und sind daher separat zu analysieren.

Unsere mittel- und langfristige Sicht auf die Anleihenmärkte (Bonds) haben wir in dem Artikel „Quantitative Asset Management-Strategien in stürmischen Zeiten“ angerissen. Kurzfristig kann es hier immer Abweichungen bzw. Konsolidierungen geben, insbesondere wenn die FED in den Markt eingreifen sollte. Sollte die US-Zentralbank tatsächlich die Geldpolitik restriktiver gestalten und die Anleihenkäufe zurückführen, so ist dieser Markt auch unter den Gesichtspunkten weiterhin wenig attraktiv.

Wie kann es weiter gehen?

Wie realistisch ist ein nachhaltiger Shift in der Notenbankpolitik und mit wieviel Nachdruck kann die FED ihn verfolgen?

Wenn man sich vergegenwärtigt, dass der amerikanische Staat für die nächste Zeit weiterhin mit rekordverdächtigen Haushalten und Haushaltsdefiziten rechnet, stellt sich die Frage, wer die FED als Käufer von Staatsanleihen ersetzen soll, wenn diese die Staatsanleihenkäufe reduzieren oder gar einschränken sollte. Denn aktuell erhöht die FED den Bestand an US Treasuries auch weiterhin um mindestens(!) fast eine Billion USD pro Jahr („the Federal Reserve will continue to increase its holdings of Treasury securities by at least $80 billion per month“ ) sowie zusätzlich noch knapp eine halbe Billion Dollar an Agency Mortgage Backed Securities pro Jahr. Selbst wenn andere Marktteilnehmer die Rolle der FED übernehmen sollten, wird dies nur mit einem höheren Zinsniveau einhergehen können. Dies würde für den amerikanischen Staat zu größeren Belastungen des Haushalts führen. Vor diesem Hintergrund scheint eine stark restriktive Geldpolitik weniger möglich.

Im letzten Zinserhöhungszyklus war die FED in der Lage, die Zinsen bis auf 2,5% zu erhöhen. Sie musste jedoch bereits vor der Krise die Zinsen senken, um die amerikanische Wirtschaft zu stützen. Die Schuldenstandsquote des amerikanischen Staates liegt weiter über 100% und auch die privaten Schulden in der amerikanischen Ökonomie steigen immer mehr an. Vor diesem Hintergrund scheint ein möglicher „Tighteningprozess“ kein langer und nachhaltiger Prozess zu sein. Wir glauben sogar, dass sich eintrübende Wirtschaftsaussichten, mögliche Aktienmarktverluste und ein starker Zinsanstieg die FED zwingen könnten, ihre expansive Geldpolitik beizubehalten und diese wohlmöglich sogar zu intensivieren.

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Quantitative Asset Management-Strategien in stürmischen Zeiten

Links zur Fed und zur Bundesbank

Pressemitteilung der Fed

Summary of Economic Projections der Fed

Pressemitteilung der Bundesbank zu den Bundesbank-Projektionen

Perspektiven der deutschen Wirtschaft für die Jahre 2021 bis 2023 der Bundesbank

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Am vergangenen Donnerstag hat die Fed veröffentlicht, dass sie für das Jahr 2023 eine höhere Federal Funds Rate erwartet. Dies hat die Märkte ein wenig überrascht. Was genau ist passiert und was heißt das für die Märkte? Wir analysieren kurz.
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