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Volkswirtschaft
Wie entsteht Geld?

Die Frage, wie eigentlich neues Geld entsteht, ist für viele Menschen interessant und mysteriös zugleich. Eine gängige These ist, dass Banken Geld „aus dem Nichts“ erschaffen und in Umlauf bringen könnten. Banken bräuchten sich gar nicht zu refinanzieren (also Geld leihen), weil sie es selbst erzeugen könnten. Aber stimmt das eigentlich und wie entsteht Geld wirklich? Wir bringen Licht ins Dunkel und geben eine verständliche Erklärung.

Geldmengenkennzahlen

Dazu müssen wir uns im ersten Schritt ein wenig Theorie anschauen und die Frage klären, wie die Geldmenge gemessen wird. Nur so können wir auch objektiv feststellen, wann neues Geld entstanden ist.

Die Bestimmung der Geldmenge erfolgt in der Praxis nach unterschiedlichen Gesichtspunkten. Im Ergebnis werden verschiedene Geldmengen unterschieden, von denen der eine oder die andere sicher schon gehört hat:

Geldmenge M1 =          

Bargeldumlauf
+ täglich fällige Einlagen (Sichteinlagen, z.B. Guthaben auf Girokonten)

Geldmenge M2 =          

Geldmenge M1
+ Einlagen mit vereinbarter Laufzeit von bis zu 2 Jahren (z.B. Termingeldanlagen)
+ Einlagen mit vereinbarter Kündigungsfrist von bis zu drei Monaten (z.B. Sparbuchguthaben)

Geldmenge M3 =          

Geldmenge M2
+ Repogeschäfte (spezielle Kapitalmarktgeschäfte über die Banken sich gegen Sicherheiten Geld leihen können)
+ Geldmarktfondsanteile
+ Schuldverschreibungen mit einer Laufzeit von bis zu 2 Jahren und Geldmarktpapiere (Geld, das sich Banken über Anleihen leihen)

Geldschöpfung durch die Zentralbank

Nachdem wir die Instrumente kennengelernt haben, schauen wir uns nun an, wer Geld schöpfen kann. Geld kann entweder von den Zentralbanken oder von den Geschäftsbanken (also all jene Banken, bei denen wir unser Girokonto haben) geschöpft werden.

Zentralbankgeldschöpfung entsteht zum Beispiel, wenn die Zentralbank einer Geschäftsbank einen Kredit gewährt. Dann schreibt die Zentralbank der Geschäftsbank den Kreditbetrag als Guthaben gut und damit entsteht Geld. Dies geschieht, indem sich die Geldmenge M1 erhöht und die Bank eine neue Sichteinlage erhält.

Zentralbankguthaben entstehen auch, wenn die Zentralbank einer Geschäftsbank Vermögenswerte wie zum Beispiel Staatsanleihen, Gold oder Immobilien abkauft. Die Zentralbank schreibt der Geschäftsbank dann den Kaufbetrag auf ihrem Konto gut. Im Ergebnis nimmt auch hier das Guthaben der Sichteinlagen zu und die Geldmenge M1 erhöht sich.

Giraldgeldschöpfung durch Geschäftsbanken

Nachdem wir gesehen haben, wie Zentralbanken Geld schöpfen können, schauen wir uns an, wie Banken Geld „erzeugen“ (schöpfen) können.

Die Giralgeldschöpfung möchten wir an der Stelle anhand eines Beispiels erklären. Wir nehmen an, dass zwei Banken existieren mit folgenden Bilanzen:

Eine kurze Erläuterung für diejenigen, die mit Bilanzen nicht so vertraut sind: Auf der rechten Seite der Bilanz (Passivseite) finden sich die Geschäfte (z.B. Kundeneinlagen), über die die Bank Geld geliehen hat. Hier sind es u.a. Spareinlagen oder Girokontoguthaben der Kunden (Kundeneinlagen). Außerdem haben die Eigentümer der Bank (z.B. Aktionäre) Geld in die Bank investiert, das ist das Eigenkapital. Auf der linken Seite (Aktivseite) sieht man, wie die Bank das Geld verwendet hat. In unserem Beispiel sind dies Kredite an Kunden. Die Passivseite (also: wo kommt das Geld her, mit dem die Bank arbeitet?) muss immer genauso hoch sein wie die Aktivseite (also: was macht die Bank mit dem Geld, das sie sich geliehen hat?).

In unserem Beispiel nehmen wir an, dass ein Kunde der Bank A (Kunde A genannt; dies kann ein Unternehmen sein) eine Beratungsdienstleistung im Wert von 5 Mio. Euro von Kunde B (ebenfalls ein Unternehmen) erhalten hat. Um die Beratung bezahlen zu können, nimmt Kunde A einen Kredit bei Bank A auf. Die Bank A vergibt einen Kredit in Höhe von 5 Mio. Euro und zahlt das Geld aus diesem Kredit auf das Girokonto des Kunden B bei Bank B aus. Die Bilanz würde in der Folge so aussehen:

Nun stellen wir fest, dass bei beiden Banken die Aktivseite (linke Seite der Bilanz) nicht mit der Passivseite (rechte Seite der Bilanz) übereinstimmt. Die Banken müssen also noch weitere Geschäfte durchführen.

Bank B nutzt den Liquiditätsüberschuss (also die 5 Mio. €, die Kunde B neu auf seinem Konto hat) taggleich und vergibt an die Bank A über den Interbankenmarkt einen Kredit in Höhe 5 Mio. €. Das sieht dann so aus:

Bank A hat nun also einen Kredit bei Bank B aufgenommen. Wir sehen nun, dass die Bilanzen (Aktiv- und Passivseite) beider Banken wieder ausgeglichen sind. Hier wurden zwei Kredite in Höhe von 5 Mio. € vergeben: 5 Mio. € an den Kunden A und 5 Mio. € an die Bank A).

Außerdem sind damit insgesamt die Sichteinlagen gestiegen, nämlich um

- 5 Mio. € Interbankguthaben (die Bank A von Bank B bekommen hat) und

- 5 Mio. € Girokontoguthaben (die Bank B vom Kunden A erhalten hat)

An der Stelle hat sich durch diese Geschäfte damit die Geldmenge M1 (und dadurch auch die Geldmengen M2 und M3 auch) erhöht. Hierbei handelt es sich allerdings nur um Buchgeld, der Bargeldumlauf ist unverändert. Es ergibt sich somit:

Geldmenge M1 =          

Bargeldumlauf => unverändert
+ täglich fällige Einlagen (Sichteinlagen, z.B. Guthaben auf Girokonten) => diese haben sich erhöht

Geldmenge M2 =          

Geldmenge M1
+ Einlagen mit vereinbarter Laufzeit von bis zu 2 Jahren (z.B. Termingeldanlagen)  => unverändert
+ Einlagen mit vereinbarter Kündigungsfrist von bis zu drei Monaten (z.B. Sparbuchguthaben)  => unverändert

Geldmenge M3 =          

Geldmenge M2
+ Repogeschäfte (spezielle Kapitalmarktgeschäfte über die Banken sich gegen Sicherheiten Geld leihen können)  => unverändert
+ Geldmarktfondsanteile  => unverändert
+ Schuldverschreibungen mit einer Laufzeit von bis zu 2 Jahren und Geldmarktpapiere (Geld, das sich Banken über Anleihen leihen)  => unverändert

Dieser beschriebene Prozess wird auch als „Geldschöpfung aus dem Nichts“ bezeichnet. Die Banken können aber nicht unbeschränkt diesen Prozess fortführen, da sie verschiedene regulatorische Rahmenbedigungen einhalten müssen. Dies sind z.B. die Mindestreserve oder Mindesteigenkapitalgrößen. Die Mindestreserve verpflichtet die Banken, einen gewissen Teil ihrer Einlagen, die sie von Kunden erhalten haben, bei der Zentralbank anzulegen. Die Mindesteigenkapitalgrößen verpflichten die Banken, für Geschäft, das Risiken unterliegt, einen bestimmten Betrag an Eigenkapital zu haben. Sie kann also nur so viel Geschäft durchführen, wie sie Eigenkapital hat und sie bei der Zentralbank als Mindestreserve hinterlegen kann.

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