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Bankbilanzen
15.11.2025
Bankbilanz erklärt: Die Aktivseite

Der Blick in eine Bankbilanz ist abschreckend und motiviert nicht dazu, sich damit näher zu befassen. Ohne den richtigen Überblick sind es mit Fachbegriffen und Zahlenwüsten gefüllte Seiten, die nicht dabei helfen, das Wesentliche zu erfassen. Wir wollen dabei helfen, Licht ins Dunkle zu bringen: Worauf sollte man in der Bilanz achten, wie ist sie aufgebaut und was verbirgt sich hinter Positionen wie zum Beispiel „Forderungen an Kreditinstitute“?

Diesen und anderen Fragen gehen wir in diesem Artikel nach und geben einen verständlichen Einblick in die Struktur einer Bankbilanz. Genauer gesagt, in die Aktivseite der Bilanz (die „linke“ Seite der Bilanz, die Mittelverwendung). Denn die Passivseite der Bilanz (die „rechte“ Seite, die Mittelherkunft, haben wir im Artikel zur Refinanzierung der Banken bereits beleuchtet). Starten wir aber erstmal damit zu erklären, was überhaupt eine Aktiv- und eine Passivseite (Aktiva und Passiva) einer Bilanz ist und worum es hier geht.

Das Prinzip der Bilanz: Mittelherkunft vs. Mittelverwendung

Die Bilanz ist eine Momentaufnahme (meist per 31.12.) der Vermögenslage eines Unternehmens. Sie stellt die Vermögenswerte (Aktiva, siehe unten) den Schulden und sowie dem Eigenkapital (Passiva, siehe unten) gegenüber. Dabei entspricht die Summe aller Positionen der Aktivseite immer der Summe aller Positionen der Passivseite.

Aber was sind Aktiva und Passiva nun genau? Jede Bilanz jedes Unternehmens, egal Industrieunternehmen oder Bank, besteht aus einer Aktivseite und einer Passivseite. Die Aktivseite zeigt, wie das Geld, das dem Unternehmen/der Bank zur Verfügung steht, angelegt und investiert wurde. Zum Beispiel sind dies bei Banken Kredite, die an Kunden vergeben wurden oder gekaufte Wertpapiere. Die Passivseite zeigt, woher das Geld stammt, das das Unternehmen/die Bank investiert hat. In welcher Form das Kapital zur Verfügung gestellt, das auf der Aktivseite der Bilanz investiert ist? Hierzu haben wir bereits einen Artikel erstellt, der die Refinanzierung von Banken beleuchtet.

Der Artikel ist hier verfügbar. 

Die wesentlichen Positionen der Aktivseite

Bevor es es in einzelnen Positionen geht, ist noch etwas eher „Technisches“ zu erwähnen: Die deutschen Banken bilanzieren gemäß den Vorgaben des Handelsgesetzbuches (HGB) sowie teilweise auch gemäß internationalen Bilanzierungsvorgaben, den International Financial Reporting Standards (IFRS). Wir verwenden hier die Bezeichnungen gemäß HGB, wobei die grundsätzlichen Aussagen auch für die IFRS-Bilanzierung gelten.

Forderungen gegenüber Kunden

Wie die Bezeichnung vermuten lässt, handelt es sich hierbei um Forderungen - also vergebene Kredite - an Kunden. Unter „Kunden“ werden allerdings nicht nur Privatkunden, sondern alle Kreditnehmer verstanden, die keine Kreditinstitute (vereinfacht Banken) sind. Deshalb fallen darunter auch Kredite an alle Nichtbanken, also beispielsweise auch große Unternehmen. Die Bilanzposition würde also sowohl Kredite an Privatpersonen als auch Kredite an Großunternehmen.

Die Forderungen gegenüber Kunden stellen üblicherweise den größten und wichtigsten Posten auf der Aktivseite fast aller Banken dar und bilden somit das eigentliche Kerngeschäft ab.  

Zur Verdeutlichung nachfolgend einige Beispiele für unterschiedliche Kreditgeschäfte:

Je nach Bankentyp (Sparkasse/Volksbanken, Privatbank, Großbank) sind die Anteile  an den beispielhaft genannten Kategorien unterschiedlich. Während Sparkassen und Volksbanken Kredite innerhalb der eigenen Region vergeben und üblicherweise auch keine Kredite mit sehr großem Volumen vergeben, sind die klassischen Geschäftsbanken überregional aktiv und vergeben auch Einzeldarlehen mit hohem Volumen. Auch die Anteile an der Aktivseite der Bilanz unterscheiden sich. Auf Basis von Zahlen der Deutschen Bundesbank per 09/2025 beträgt der Anteil von Kundenforderungen bei Kreditbanken knapp 29%, bei Volksbanken und Sparkassen hingegen gut zwei Drittel.

Forderungen gegenüber Kreditinstituten

Hierbei handelt es sich um Geldausleihungen bzw. Kredite an andere Banken, ebenso wie die Guthaben, die Banken bei anderen Banken haben. Banken legen Geld bei anderen Banken unter anderem an, um vorhandene überschüssige Liquidität kurzfristig zu investieren. Die ist damit verzinslich angelegt und im Bedarfsfall zeitnah wieder verfügbar. Aber auch längerfristige Anlagen sind Teil dieser Bilanzposition und dienen der Generierung von Zinserträgen.

Zwischen den Bankentypen gibt es jedoch größere Unterschiede. Sparkassen und Volksbanken legen insbesondere bei den jeweiligen Landesbanken (Sparkassen) bzw. der DZ Bank (Volksbanken) an, die Bedeutung dieser Bilanzposition ist im Allgemeinen untergeordnet. Per 09/2025 liegt der Anteil dieser Bilanzposition bei knapp 9% (Sparkassen) bzw. 8% (genossenschaftliche Banken). Bei Kreditbanken ist die Bedeutung von Forderungen gegenüber Banken mit einem Anteil von 30% wesentlich höher. Hier handelt es sich um Geldanlagen bei anderen Banken im sogenannten Interbankenmarkt. Das Ziel ist hier die Generierung von Zinserträgen, das Management von Liquidität und in gewissem Umfang die Steuerung von Risiken aus sich verändernden Zinsen. 

Schuldverschreibungen und andere festverzinsliche Wertpapiere

Dieser Posten umfasst die Wertpapiere, die die Bank selbst gekauft hat und sich in ihrem Besitz befinden  – im Gegensatz zu den Wertpapieren, die sie für ihre Kunden verwahrt (diese werden nicht in der Bilanz aufgeführt, da sie nicht im Besitz der Bank sind). Die Motive dafür, dass Banken Wertpapieren besitzen sind u.a.

Der Anteil dieser Position an der Aktivseite variiert je nach Bankentyp (per 09/2025) zwischen etwa 9% und 13%.

Aktien und andere nicht festverzinsliche Wertpapiere

Neben den zuvor beschriebenen Anleihen können Banken auch Aktien und andere Wertpapiere ohne Verzinsung für den eigenen Bestand gekauft haben. Banken halten Aktien und andere nicht festverzinsliche Wertpapiere (wie z. B. Aktien, Fondsanteile) auf der Aktivseite primär aus zwei strategischen Gründen: Ertragssteigerung und, bei Großbanken, das Handelsgeschäft. Während festverzinsliche Anleihen vorrangig zur Liquiditätssicherung und als stabiler Zinsertrag dienen, ermöglichen Aktien ein höheres Ertragspotenzial bei gleichzeitig höherem Risiko. Für Großbanken sind diese Wertpapiere auch oftmals Teil des Handelsgeschäfts, wo sie aktiv zur Erzielung von kurzfristigen Gewinnen genutzt werden. 

Beteiligungen und sonstige Vermögenswerte 

Hierbei handelt es sich um eine Position mit sehr untergeordneter Bedeutung. Es handelt sich Vermögenswerte, die langfristig gehalten werden und nicht dem originären Kredit- oder Handelsgeschäft dienen.

Dies können zum Beispiel sein:

Kassenbestand und Guthaben bei Zentralbanken

Der Vollständigkeit halber schließen wir die Darstellung der Aktivseite mit dem Kassenbestand ab. Dieser ist mittlerweile unbedeutend, gehört aber zu jeder Bankbilanz. Hierunter fällt der Bestand an Bargeld sowie das Guthaben bei der Europäischen Zentralbank (EZB). Üblicherweise fällt die Größe dieser Aktivposition sehr gering aus, da die Verzinsung null (Kassenbestand) oder sehr niedrig (Guthaben bei Zentralbanken) ist. 

Fazit

Die Aktivseite zeigt, wie ein Unternehmen - hier Banken - die zur Verfügung stehenden Mittel einsetzt. Dabei sind nur wenige Bilanzpositionen von größerer Bedeutung. Wenn man diese kennt und verstanden hat, lassen sich Bankenbilanzen „entmystifizieren“ und deren Aussagen auch ohne tief gehende Bilanzkenntnisse nachvollziehen.

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