Abonnieren Sie unseren RSS-Feed
Banken
16.8.2025
Wie verdient eine Bank Geld?

Banken haben eine zentrale Position in der Volkswirtschaft. So ermöglichen sie uns allen den Zahlungsverkehr und nutzen die Einlagen ihrer Kunden, um Kredite zu vergeben. Auf diesem Weg führen sie verschiedene Transformationen durch (siehe dazu auch unseren Artikel zu den volkswirtschaftlichen Funktionen von Banken). Während die Funktionen der Banken für Unternehmen und Privatpersonen tagtäglich erlebbar sind, ist weniger offensichtlich, wie Banken Gewinne erzielen. Dieser Frage gehen wir in diesem Artikel nach. Generell setzen sich die Ertragsquellen einer Bank aus verschiedenen Komponenten zusammen, die wir im Folgenden beleuchten - maßgeblich sind dies Zinserträge, Erträge aus Dienstleistungen und Kapitalmarktaktivitäten.

Die fundamentalen Ertragssäulen im Überblick

Die wichtigsten Ertragsquellen einer Banksind üblicherweise der Zins- und der Provisionsüberschuss. Ergänzt werden diese durch Ergebnisse aus dem Handel mit Finanzinstrumenten sowie sonstigen Erträgen. Es ist zu beachten, dass Erträge allerdings nicht gleich Gewinn bedeuten, sondern auch die Kosten, z.B. für Personal, die IT, den Betrieb von Filialen, sowie die Risikokosten für potenziell ausfallende oder tatsächlich ausgefallene Kredite gegengerechnet werden müssen.

Dies vorausgeschickt, werfen wir einen Blick auf die einzelnen Ertragspfeiler.

Der Zinsüberschuss: Das Kerngeschäft der Banken

Der Zinsüberschuss ist die traditionell wichtigste Ertragsquelle für Banken. Er resultiert aus der Differenz zwischen dem Zinssatz, den eine Bank für Kredite erhält, und dem Zinssatz, den sie selbst bezahlen muss, um sich selbst Geld zu leihen. Dies ist die Zinsmarge.

Die allermeisten Banken führen als zusätzliche Ertragsquelle eine Fristentransformation durch. Das heißt: Banken nutzen kurzfristige Einlagen von Kunden (Spar-, Sicht- und Termineinlagen) oder Refinanzierungen am Kapitalmarkt, um mittel- bis langfristige Kredite zu vergeben. Bei einer normalen Zinsstrukturkurve, bei der die Zinsen für kurzfristige Einlagen oder Kredite geringer sind als für langfristige, ergibt sich ein Gewinn. Dies setzt jedoch voraus, dass sich die Zinsstrukturkurve weder erratisch bewegt noch gar invertiert. Von einer inversen Zinsstruktur spricht man, wenn die kurzfristigen Zinsen höher sind als die langfristigen. Banken können über sogenannte Derivate das Risiko aus Zinsänderungen steuern.

Ein einfaches Beispiel zur Zinsmarge: Ein Institut vergibt einen 5-jährigen Immobilienkredit zu einem Zinssatz von 3% p.a. und kann sich selbst Geld für 2,5% leihen. Die jährliche Brutto-Zinsmarge beträgt in diesem Fall 0,5% auf die Kreditsumme. Aus dieser Marge muss die Bank sämtliche Kosten und das Risiko, dass der Kredit nicht oder nicht vollständig zurückgezahlt wird, tragen. Möchte die Bank zusätzlich noch Fristentransformation durchführen, würde sie sich das Geld für beispielsweise 2 Jahre zu einem unterstellten Zinssatz von 2% leihen und die Zinsmarge auf 1% erhöhen. Steigt das allgemeine Zinsniveau jedoch deutlich an, entsteht hieraus ein Risiko für die Bank.

Die Bedeutung der Ertragsquelle Zinsüberschuss unterstreichen die Zahlen für das Jahr 2023: Mit knapp 107 Mrd. EUR erwirtschafteten die deutschen Banken den höchsten Zinsüberschuss der vergangenen 25 Jahre und den ersten Anstieg in der Zinsmarge seit 2018. Die Zinsmarge der deutschen Banken lag in 2018 bei 1,00%. Der Anteil des Zinsüberschusses an den gesamten Erträgen lag bei knapp zwei Drittel, wobei der Anteil bei Sparkassen und Genossenschaftsbanken mit knapp drei Viertel deutlich höher liegt als bei den übrigen Banken.

In Phasen steigender Zinsen, wie sie seit 2022 zu beobachten sind, erhöht sich der Zinsüberschuss oft überproportional. Dies liegt daran, dass Kreditzinsen tendenziell schneller an das gestiegene Marktniveau angepasst werden als die Zinsen für Kundeneinlagen. Analysen der Bundesbank geben an, dass eine vollständige Weitergabe der Marktzinserhöhungen an die Sparer den Zinsüberschuss der Banken in 2023 um schätzungsweise 29 Mrd. € gemindert hätte.

Der Provisionsüberschuss: Erträge aus Dienstleistungen

Der Provisionsüberschuss umfasst alle Gebühren und Entgelte, die Banken für die Erbringung von Dienstleistungen erhalten. Das prägnanteste Beispiel für Privatkunden sind hier Kontoführungsgebühren. Im Gegensatz zum Zinsgeschäft sind diese Erträge weniger stark von den Schwankungen am Zinsmarkt abhängig. Die strategische Bedeutung des Provisionsgeschäfts liegt daher in seiner stabilisierenden Wirkung auf die Gesamterträge, insbesondere in Niedrigzinsphasen.

Dies vorweg geschickt, sind typische Quellen für Provisionserträge (jeweils mit wenigen Beispielen):

Zahlungsverkehr: Kontoführungsgebühren, Entgelte für Kredit- und Debitkarten.

Wertpapiergeschäft: Depotgebühren, Transaktionskosten (Ordergebühren) sowie Vertriebsprovisionen für Fonds, ETFs und andere Anlageprodukte.

Kreditgeschäft: Bearbeitungs- und Bereitstellungsgebühren.

Sonstige Dienstleistungen: Beratungsleistungen, Abwicklung von Zahlungen für Händler oder Vermittlungsgeschäfte.

Dem entgegen stehen Provisionsaufwände, die Banken für Dienstleistungen zahlen, die sie selbst in Anspruch nehmen (beispielsweise von Kreditkartenanbietern). Aufgrund der überragenden Bedeutung des Zinsergebnisses, machen Provisionserträge nur etwa ein Viertel aller Erträge deutscher Banken aus.

Weitere Ertragsquellen: Handelsgeschäft und sonstige Erträge

Neben den beiden Hauptsäulen tragen weitere Positionen zum Gesamtergebnis bei. Hier ist insbesondere das Ergebnis des Handelsbestands zu nennen. Dazu zählen Gewinn/Verluste aus dem Handel mit Finanzprodukten wie Anleihen, Aktien, Devisen oder Derivaten. Daneben wird das Handelsergebnis – je nach Art der Bilanzierung – durch die Veränderung des Werts von Finanzprodukten beeinflusst. Diese Ertragsquelle ist für Banken relevant, die Handel mit Finanzprodukten betreiben, insbesondere also große Banken, während diese Ertragsquelle für Sparkassen und Genossenschaftsbanken keine Rolle spielt.

Daneben gibt es noch die sonstigen Erträge, die alle übrigen Ertragsquellen zusammenfassen. Mit 5% Anteil an den Erträgen ist diese Komponente von untergeordneter Bedeutung.

Von Erträgen zum Gewinn: Die Bedeutung von Kosten und Risikovorsorge

Die Erträge sind nur die eine Seite der Gewinnrechnung, der sogenannten Gewinn- und Verlustrechnung (GuV). Um den Gewinn zu ermitteln, müssen die Kosten bzw. Aufwände gegengerechnet werden. Diesen Teil der GuV wollen an dieser Stelle wir jedoch nicht vertiefen, sondern lediglich die wesentlichsten Punkte benennen:

Verwaltungsaufwendungen: Dies umfasst alle Kosten für den operativen Betrieb, primär Personalkosten, Sachaufwendungen (insbesondere IT, aber Kosten wie auch Mieten), aber auch Abschreibungen (also Wertverluste für beispielsweise

Risikovorsorge, Wertberichtigungen: Wenn Banken Kredite vergeben oder auch Wertpapiere kaufen, besteht das Risiko, dass Kredite oder Anleihen nicht oder unvollständig zurückgezahlt werden. Banken bilden für erwartete Kreditausfälle (also die Kreditausfälle, die statistisch gesehen eintreten) Reserven und müssen Kredite, die ausgefallen sind oder auszufallen drohen, abschreiben. Vereinfacht gesagt heißt das, dass sie müssen den Kreditbetrag, dessen Rückzahlung sie nicht mehr erwarten, als Aufwand in der GuV berücksichtigen. In wirtschaftlich unsicheren Zeiten, beispielsweise bei einer Rezession oder einer Krise in bestimmten Sektoren (wie dem Immobilienmarkt), steigt die Risikovorsorge üblicherweise an und belastet die Ergebnislage, selbst wenn die Zinserträge hoch sind.

Die Effizienz einer Bank wird oftmals anhand der Cost-Income-Ratio, der CIR, gemessen. Diese Kennziffer setzt die Kosten ins Verhältnis zu den (operativen) Erträgen setzt. Eine CIR von 0,5 bedeutet, dass für einen Euro Ertrag 50 Cent an Kosten entstehen. Entsprechend steht eine niedrigere CIR steht für eine höhere Effizienz. Hierbei ist auch das Geschäftsmodell der Bank von Bedeutung. Direktbanken (wie die ING oder die DKB) haben aufgrund fehlender Filialen eie deutlich geringere Kstenbasis und somit üblicherweise eine deutlihe geringere CIR als Banen mit ausgeprägtem Filialgeschäft.

Die Ertragslage der deutschen Banken ist weiterhin solide. Laut den letzt verfügbaren Zahlen der Deutschen Bundesbank lag der Jahresüberschuss der deutschen Kreditinstitute vor Steuern (also Erträge minus Aufwände)  im Jahr 2023 bei 48,7 Mrd. €, was einem Anstieg von 80% gegenüber dem Vorjahr entspricht. Haupttreiber dieser Entwicklung war der kräftige Zinsanstieg im Euroraum, der die Zinsergebnisse vieler Institute spürbar verbesserte. Auch das Jahr 2024 war für Banken sehr profitabel, wenngleich die konsolidierten Zahlen durch die Bundesbank noch nicht veröffentlicht wurden.

Die Gewinn- und Verlustrechnung im Überblick

Stellen wir nun die Erträge den Aufwänden gegenüber, lässt sich zusammenfassend die Ergebnisrechnung einer Bank vereinfacht wie folgt darstellen (Darstellung auf Basis der konsolidierten Darstellung dr Bundesbank):

Zinsüberschuss + Provisionsüberschuss + Handels-/Bewertungsergebnis + Sonstige Erträge

  = Operative Erträge

minus Verwaltungsaufwendungen (Kosten)

   = Operatives Ergebnis

minus Risikovorsorge

   = Ergebnis vor Steuern

Das Ergebnis wird als "operatives" Ergebnis bezeichnet, da es den Gewinn oder Verlust aus der gewöhnlichen Geschäftstätigkeit der Bank, vor Berücksichtigung außergewöhnlicher Aufwände oder Erträge darstellt.

Fazit

Der Zinsüberschuss ist die wichtigste Ertragsquelle für deutsche Banken und zeigt eine Abhängigkeit vom Zinsniveau und der Zinsstrukturkurve. Die zweite, weit weniger bedeutsame, aber stabilere, Ertragsquelle ist der Provisionsüberschuss. Er reduziert die Abhängigkeit vom Zinszyklus. Je nach Geschäftsmodell der Bank ist auch das Ergebnis des (Wertpapier-)Handelsbestands relevant. Dagegen stehen die Kosten der Bank, insbesondere Verwaltungsaufwendungen und Kosten für Kreditausfälle.

Verwandte Artikel:

Die volkswirtschaftliche Bedeutung von Banken

Was sind Kreditrisiken?

Die EZB: Welche Aufgaben hat sie?

Weiterführender Inhalt:

Die Ertragslage der deutschen Kreditinstitute im Jahr 2023 (Deutsche Bundesbank)


Weitere Artikel aus der Bankenwissen-Reihe finden Sie unter diesem Link.

Suchen Sie nach einem Seminar, das Ihnen einen fundierten Einstieg in die Bankenwelt ermöglicht?
Dann könnte unser Seminar "Bankwissen für Quereinsteiger" das Richtige für Sie sein!

Kontakt
Sind Sie an weiteren Informationen interessiert, haben Sie Fragen?
Sprechen sie uns an